Neujahrsgrüße und Politik im Amateurfunk

Zunächst wünsche ich allen Lesern dieses Blogs alles Gute für das neue Jahr, viel Glück und Gesundheit und vor allem: Langeweile! Ja, Langeweile. Ein chinesischer Fluch lautet: “Mögest du in interessanten Zeiten leben.” Und das ist nicht nett gemeint. Gerade heute, wo wir von einer Krise in die nächste schlittern, mit Katastrophen-Szenarien dauerbeschallt werden und ständig in Richtung Angst und Hass geschubst werden, wäre ein Jahr, in dem einfach mal gar nichts passiert, ein Segen.

Leider macht diese Flut an politischem Dauerfeuer auch vor dem Amateurfunk nicht halt. So habe ich aus Interesse zum Jahreswechsel meine Funkgeräte auf die üblich verdächtigen Kanäle eingestellt und die Aufzeichnung gestartet. Wir sind dann mit Sekt rausgegangen, das Feuerwerk genießen. Zu meiner Freude war im Lokalfunk nichts los; weder im VHF-Ortsfunk noch auf den Relais. Doch auf der TG262 im Brandmeister-Netz hat ein Funkamateur die Gunst der Stunde genutzt, sich polemisch gegen die Ampel-Regierung auszusprechen und Neuwahlen zu fordern.

Ich möchte an dieser Stelle in keiner Weise darauf eingehen, wie ich zu der Bewertung der Ampel-Regierung und der Forderung nach baldigen Neuwahlen stehe. Ich finde es nur schade, dass man inzwischen nirgendwo mehr seine Ruhe vor der ewigen Politik hat. Ein Kennzeichen sozialistischen Regime war es stets, dass “das Private auch politisch” sei; am liebsten müssten wir uns wie in 1984 rund um die Uhr von “Teleschirmen” dauerbeschallen lassen. Das war im Nationalsozialismus so, das war im Sowjetsozialismus so, das ist auch heute vermehrt so.

Und das ist nicht gut; das zersetzt die Leute. Der Mensch sollte sich auf die Freuden des Lebens konzentrieren, seine Familie lieben, mit seinen Freunden feiern, seinen Beruf mit Stolz ausüben und in der Freizeit Zerstreuung suchen. Und Amateurfunk ist ein Teil der Freizeit. Nicht umsonst gilt in Kneipen und Bars der Spruch “Keine Religion, keine Politik”. Denn solche Diskussionen gehören weder in die Freizeitgestaltung noch werden sie mit fremden Personen geführt.

Daher mein Appell: Lasst das Politische aus dem Amateurfunk heraus. Es reicht, wenn schon die Beschaffenheit des Abendessens und die Fahrt zum Arbeitsplatz ein politisches Spannungsthema ist, da müssen wir nicht auch noch den Amateurfunk damit vergiften.