Neues SDR: Airspy Mini

Ich habe kürzlich zwei neue SDRs erstanden: Den Airspy Mini und den SDRplay RSP1B. Hier meine ersten Eindrücke zum Airspy Mini.

Zunächst war ich echt skeptisch. Nachdem ich bereits einen Nooelec NESDR SMArt v5 mein Eigen nenne, zog ich zunächst den meiner Meinung nach naheliegenden Vergleich: Beides sind kleine USB-Sticks, kommen im Metallgehäuse daher, haben einen ähnlichen Formfaktor. Nur die Preisklasse ist eine andere. Die Herausforderung war also, den Mehrwert zu erkennen.

Nun habe ich beim Auspacken des Nooelec NESDR SMArt v5 einen sauber verarbeiteten USB-Stick mit Schutzkappen auf USB-Stecker und SMA-Antennenbuchse vorgefunden, während er Airspy Mini spärlich verpackt, mit leicht schief sitzendem USB-Stecker und fehlenden Schutzkappen daherkam. Auch wurde der Airspy Mini im Betrieb schnell heiß, noch etwas schneller als der Nooelec NESDR SMArt v5. Die äußeren Werte überzeugten jetzt nicht direkt. Es ist wirklich nicht so, dass der Airspy Mini sich billig präsentierte, doch der deutlich günstigere Nooelec NESDR SMArt v5 kam hochwertiger daher.

Es muss also auf die inneren Werte ankommen. Hier wartete zunächst eine Enttäuschung auf mich: Während der Airspy Mini mit “10, 6 and 3 MSPS IQ output” wirbt, beherrscht dieser jedoch tatsächlich nur die Bandbreiten von 6 und 3 MSPS. Und diese sind obendrein Brutto-Raten, sodass in der Software Airspy SDR# lediglich max. 4,8 MSPS nutzbare Bandbreite verwendbar sind. Von angenommenen 10 MSPS blieben also 4,8 MSPS übrig. Wenn man den nicht gänzlich ungefährlichen “Debug-Modus” aktiviert, lassen sich 10 MSPS brutto auswählen, was in 8 MSPS netto resultiert. Den Nooelec NESDR SMArt v5 kann man problemlos mit ca. 3 MSPS nutzbarer Bandbreite verwenden. Der Airspy Mini hat hier also leicht die Nase vorn, jedoch rechtfertigt dies m.M.n. nicht den 3,5-fachen Preis.

Doch als ich einmal für den Direktvergleich beide SDR-Sticks mit baugleicher (schlechter) Antenne in einem USB-Hub nebeneinander betrieb, konnte ich einen Unterschied in der Empfangsqualität ausmachen. Hierfür habe mit 2,4 MSPS eine gleiche Bandbreite und keine “Dezimierung” verwendet sowie den Grundpegel auf dasselbe Niveau geregelt. Zunächst habe ich das TETRA-Signal von DM0KIL quasi als Barken-Signal verwendet und auf beiden Sticks verglichen. Hier hat der Airspy Mini mit ca. 28 dB eine merkbar größere SNR als der Nooelec NESDR SMArt v5 mit ca. 18 dB. Auch ist während der Messung ein relativ schwaches Signal auf dem Band eingetroffen, welches beim Airspy Mini klar auf dem Wasserfalldiagramm sichtbar war, während der Nooelec NESDR SMArt v5 dies gar nicht aufnahm. Die Empfangsqualität des Airspy Mini schlägt also die des Nooelec NESDR SMArt v5 gerade bei schwachen Signalen merkbar. Auch sind Spielereien wie schaltbare Filter oder die “Dezimierung” hilfreich, um das Band zu bereinigen. Zudem hat der Airspy Mini etwas weniger Rauschen und Phantomsignale. Die Empfangsqualität des Airspy Mini schlägt die des Nooelec NESDR SMArt v5 also durchaus. Doch auch hier steht die Frage im Raum, ob dies den 3,5-fachen Preis rechtfertigt.

Fazit: Der Airspy Mini ist technisch dem Nooelec NESDR SMArt v5 durchaus überlegen. Doch da er mit dem 3,5-fachen Preis auch einiges mehr kostet, sollte man sich schon überlegen, ob ein Nooelec NESDR SMArt v5 nicht für die angedachten Zwecke ausreicht. Ich persönlich denke, dass der Preisunterschied nicht unbedingt die Leistungssteigerung rechtfertigt. Zudem existiert rund um den Nooelec NESDR SMArt v5 ein breites Spektrum an Software und Hilfe aus der Community. Dies fängt bereits bei einem auf quasi jedem Linux via Paketmanager verfügbaren TCP-Server (rtl_tcp) an, was gerade für mich wichtig ist, der ich die SDRs an einem anderen Standort als meine üblichen Rechner verwende und zudem ein WebSDR betreibe und Zugang von verschiedenen Clients, auch unterwegs, erhalte.

Sobald ich mich in den SDRplay RSP1B reingefummelt habe, der u.a. mit einer anderen Software, der SDRuno daherkommt und nicht mit Airplay SDR# kompatibel zu sein scheint (früher waren SDRplays kompatibel mit Airspy SDR#, doch dies wurde anscheinend unterbunden), schreibe ich auch ein paar Zeilen zu diesem SDR.

Lern-App-Review bei Arthur Konze

Der Youtuber Arthur Konze hat jüngst ein Video herausgegeben, in dem er sich mit den bekanntesten Lern-Apps für die neuen Fragenkataloge auseinandergesetzt und diese vorgestellt und evaluiert hat.

Da ich gerade auch aus privaten Gründen etwas nach Lernmöglichkeiten schaue (nein, ich selbst mache nicht die A-Lizenz), bin ich auf dieses Video gestoßen und möchte es gerne an dieser Stelle empfehlen:

Off-Topic: Schleswig-Holstein schaltet Radio 2031 ab

Schleswig-Holstein plant, im Jahr 2031 das Radio abzuschalten. So berichtet u.a. Heise.

“Ach was, die schalten doch nur FM-UKW-Radio ab. Es bleibt doch DAB+. Diese Überschrift ist doch billiger Click-Bait”, könnte man sagen. Doch schauen wir einmal in die Realität.

DAB+ ist der digitale Nachfolger vom Nachfolger vom analogen FM-Rundfunk. Aufgrund zahlreicher technischer Unzulänglichkeiten und der schlechten Erfahrungen mit DAB hat sich dies nie flächendeckend durchgesetzt. Selbst moderne Smartphones kommen oft mit einem einfachen FM-UKW-Empfänger daher, während DAB+ eine reine Nischenlösung blieb.

Gerade mir, der ich Digitalfunk-Enthusiast bin und im Amateurfunk selten FM-Analogfunk betreibe, kann man wahrlich nicht vorwerfen, ein Verfechter antiquierter FM-Technik zu sein. Aber ich bin beruflich eben auch viel mit Risikobewertung und -vermeidung, Machbarkeitsanalysen und Kosten/Nutzen-Abwägungen beschäftigt. Und unter den Gesichtspunkten ist DAB+ einfach ein No-Go.

Problem 1: Mobiler Betrieb

Der Hauptgrund, warum DAB+ keine Chance gegen FM hat, ist vor allem die Unvereinbarkeit mit mobilem Betrieb. Abgesehen davon, dass FM-Geräte nur einen Bruchteil der Energie für den Betrieb benötigen, sodass batteriebetriebene FM-Radios Tage, DAB+-Geräte jedoch nur Stunden durchhalten, benötigt man für den DAB+-Empfang kontinuierlichen störungsfreien Empfang. Während ein Tunnel oder eine Häuserschlucht bei FM-Radios zu kurzzeitigem Rauschen bei nach wie vor möglicher Verständlichkeit führen, bricht das DAB+-Radio komplett zusammen und muss sich danach relativ zeitaufwendig neu auf den Sender einstellen. Ständige Komplettaussetzer sind die Regel.

Problem 2: Nachhaltigkeit

DAB+ ist nach DAB bereits der zweite Digitalstandard innerhalb kurzer Zeit. Wer sich damals an DAB gewagt hat, sitzt nun auf Elektroschrott. Über DAB+ schwebt ständig das Damoklesschwert, dass sehr teure Geräte wie Einbauradios für das Auto oder Komponenten von hochwertigen Hi-Fi-Anlagen durch politische Entscheidungen zu sehr teuren Briefbeschwerern werden. UKW-Radios zu erwerben, war hingegen bis jetzt nie eine Fehlentscheidung. Davon ab, dass es eine Sünde für die Umwelt ist, muss auch das Portemonnaie der Verbraucher einen ständigen Wechsel auf den “neuesten heißen Scheiß” möglich machen. Wer weiß, was 2031 für ein Standard aktuell ist? DAB+2? DAB IV?

Problem 3: Komplexität

Einen FM-UKW-Sender hat vor ein paar Jahren vor dem rasanten Bildungsverfall (s. “Pisa”) in diesem Land noch jeder Abiturient aus Elektronikbauteilen selbst zusammenbauen können. Funktionierende FM-Radios gibt es im 1€-Shop, sogar mit Stereo. DAB+-Radios sind immens komplex und kosten entsprechend auch recht viel Geld. Sie sind aufgrund der hohen Komplexität auch nicht nebenbei in andere Geräte wie Smartphones zu integrieren. Auch die Bedienung eines FM-Radios ist hochtrivial und kann so u.a. gefahrlos am Steuer stattfinden, während die Bedienung eines DAB+-Radios mitunter kompliziert sein kann, gerade bei wechselnden Empfangsgebieten, und daher während der Fahrt teilweise verboten ist.

Problem 4: Fehlende Zielgruppe

Aufgrund der zuvor genannten Nachteile kommen also nur stationäre und relativ teure DAB+-Geräte infrage. Also die Verwendung zu Hause oder im Büro. Doch gerade hier stehen weit attraktivere Dienste zur Verfügung: Von On-Demand-Streaming-Diensten wie dem Platzhirsch Spotify bis zum kostenfreien Internetradio. Und dies funktioniert auch, wenn DAB+ durch den nächsten Standard abgelöst wird, noch zuverlässig, zumal das Angebot um Welten größer ist als die spärliche DAB+-Auswahl. Kurioserweise werden im DAB+ sogar Internet-Radio-Sender ausgestrahlt. Es wird also über die Luftschnittstelle eine Referenz auf eine Internet-Radio-Quelle ausgestrahlt, sodass das Radio dann via Internet streamt. Noch nie hat man es komplizierter gestaltet, Internet-Radio zu hören, als via DAB+. Entsprechend sind Nutzer, die stationär Radio hören möchten, dringend beraten, kein DAB+ zu verwenden, sondern zu streamen.

Problem 5: Krisensicherheit

Deutschland ist kein sicheres und wohlhabendes Land mehr. Jahrzehnte der Vernachlässigung lebenswichtiger Infrastruktur haben das Land anfällig für Katastrophen werden lassen. Während etwa früher bei Regen das Wasser in den Gulli und über die Kanalisation abfloss, sind heute die Gullis verstopft und die Kanalisationen überfordert, sodass schon bei mäßigen Wettereignissen mit Überschwemmungen zu rechnen ist. Und auch die Notfall-Infrastruktur ist quasi nicht existent, was u.a. die desaströsen “Warntage” und die ständigen Hilferufe der Freiwilligen Feuerwehren eindrücklich beweisen. Spätestens aus dem Ahrtal hat man gelernt, dass der Staat weder eine Kommunikationsinfrastruktur noch eine Krisenbewältigung auf die Beine bekommen kann, sodass Notfallkommunikation durch Amateure und die Krisenbewältigung durch die umliegenden Bauern und andere private Helfer geleistet werden musste. Staatliche Dienste wie THW und Feuerwehr kamen viel zu spät und haben die privaten Helfer eher behindert als unterstützt. Tage- bis wochenlang waren Mobil- und Festnetztelefonie ausgefallen, Notfunk konnte mangels Vorbereitung nur höchst mangelhaft betrieben werden. Entsprechend ist es eine erneute fatale Entwicklung, mit dem FM-Rundfunk eine der letzten (wenn nicht die letzte) funktionierenden unidirektionalen Kommunikationsinfrastrukturen einzustampfen. Denn im Krisenfall werden weder die überkomplexen und reichweiteschwachen DAB+-Sender noch die teuren und energiehungrigen DAB+-Empfänger funktionieren. Ein batteriebetriebenes FM-Radio wird jeder irgendwo herumfliegen haben, vielleicht sogar eines mit Kurbel. Sie eignen sich also hervorragend für die Krisenkommunikation. DAB+ erfüllt die Ansprüche an eine verfügbare und verlässliche Infrastruktur in keinster Weise.

[Nachtrag:] Problem 6: Weltweite Einheitlichkeit

Während FM-Radio auf der ganzen Welt auf nahezu den gleichen Frequenzen empfangbar ist, ist DAB+ eine Insellösung, die nicht einmal in ganz Europa, geschweige denn weltweit verwendet wird. In den USA etwa wird HDRadio verwendet und in Kanada wurde DAB wieder abgeschafft. Je nachdem, in welchem Land man Radio empfangen möchte, müsste man also einen anderen Radio-Standard anschaffen.

Fazit

Da DAB+ also kein sinnvoller Nachfolger von FM-Radio ist, da es im mobilen Betrieb zahlreiche Nachteile hat und im stationären Betrieb sowohl in den Kosten als auch in der Leistung weit hinter verfügbaren Diensten wie Streaming hinterherhinkt, ist das Radio damit begraben und verfällt zu einer Nischenanwendung. Schon jetzt beschränkt sich der Nutzerkreis von Radio auf Autofahrer, Werkstätten und Rentner. Zudem war FM eine wichtige Säule der Katastrophenvorsorge, was DAB+ nicht leisten kann. Es ist wohl absehbar, dass es durch die Abschaltung von FM in Zukunft das Radio nahezu vollständig aus der Welt verschwindet.

1-jähriges Jubiläum

Vor einem Jahr habe ich meine Amateurfunkprüfung abgelegt und meine Zulassung zum Amateurfunk erhalten. Seitdem stehen mit die vielfältigen Möglichkeiten des Amateurfunks zur Verfügung. Den Schritt vom Jedermannfunk in den Amateurfunk habe ich damals nicht alleine gemacht, sondern als Teil der Kieler Funkcommunity.

Bereits zuvor war ich im Jedermannfunk unterwegs und habe meine ersten Experimente gemacht und Erfahrungen gesammelt – natürlich immer im arg eingeschränkten Rahmen der gesetzlichen und technischen Möglichkeiten. Doch diese Einschränkungen hatten auch eine positive Seite: Man wusste, was die Funkkollegen tun, wo man sie findet.

Durch den Amateurfunk sind die Möglichkeiten sehr vielfältig geworden. Und das hat die lokale Kieler Community leider auch etwas zersplittert. Während zu Jedermannfunk-Zeiten klar war, dass man sich auf einem der sechs Freenet-Kanäle trifft, kann im Amateurfunk jeder seine persönlichen Neigungen ausleben und im Rahmen seiner Möglichkeiten andere Ziele verfolgen. Einen “gemeinsamen Nenner” gab es nicht mehr. Die einen sind auf SSB-Analogtechnik im HF-Bereich abgedriftet, die anderen haben UHF-Digitalfunk betrieben. Und auch zwischen diesen Polen gibt es genug Schauplätze: FT8, Direktfunk, Relaisfunk, Echolink…; der Amateurfunk bietet unglaublich viele Möglichkeiten. Und einige wie Funk über Satelliten, Bilder und Fernsehen oder Hamnet haben wir schon noch nicht einmal groß im Pool gehabt. Und auch in der Art der Realisierung reicht es vom stationären Aufbau einer Funkstation mit dickem Netzteil, großem Stationsgerät, Antennentuner, Verstärker, großer Antennenanlage und einem PC daran auf der einen Seite bis zum mobilen Gerät mit Wurfantenne und Akkupack auf der anderen Seite.

Während also früher durch äußere Zwänge die Community zusammengehalten wurde auf der einzigen praktikablen Technik, namentlich Freenet, während Abstecher in andere Gefilde wie CB-Funk selten und nur von begrenztem Erfolg waren, sorgt die Fülle an Möglichkeiten im Amateurfunk dafür, dass die Community etwas auseinanderfiel, da jeder seine persönlichen Neigungen voll ausleben kann und man so nicht mehr ganz so einfach zusammenfindet. Entsprechend ist der lokale Funkverkehr durch den Wechsel in den Amateurfunk tatsächlich weniger geworden.

Und auch institutionell gab es eine gewisse Zersplitterung. Während die einen das Funken als lockeres Hobby weiterbetreiben wollten, haben sich andere nicht nur in einem Verein organisiert, sondern auch einen Ortsverband formell übernommen. Auch dies führte zu Reibereien innerhalb der ehemals einigen Community.

Es ist nicht so, dass ich den Wechsel vom Jedermannfunk in den Amateurfunk bereuen würde! Der Amateurfunk gibt mir mit seinen vielfältigen Möglichkeiten sehr viel Raum für Entfaltung und beschäftigt mich nachhaltig auf technischer Ebene. Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten. Und der Wechsel in den Amateurfunk hat die Kieler Community auf die Probe gestellt. Es liegt nun an uns, wieder zueinanderzufinden und vielleicht erneut ein gemeinsames Plätzchen für regelmäßiges Zusammenfinden zu schaffen.

Ausschluss von Relais

Als Betreiber von Reflektoren und Nutzer eines Netzwerk von Relais, bei dem der Betreiber jemandem mit Ausschluss drohte, möchte ich hier einmal die rechtliche Lage zur Frage “Darf ich Funkamateure von der Nutzung meines Relais ausschließen?” beleuchten.

Technische Realisierbarkeit

Doch bevor es um den rechtlichen Aspekt geht, ein paar Worte zur technischen Realisierbarkeit. Es liegt auf der Hand, dass analoge Relais für FM oder auch Echolink realistische keine Möglichkeit bieten, Funkamateure auszuschließen. Es wird kein Identifizierungssignal geliefert und entsprechend kann das Relais nicht unterscheiden, wer autorisiert und wer ausgesperrt ist. Einziger Hebel ist der Rechtsweg; ein technischer Ausschluss ist unmöglich.

Auch bei digitalen Betriebsarten gestaltet sich ein technischer Ausschluss schwierig. Wird ein Funkamateur anhand beispielsweise einer DMR-ID ausgesperrt, kann dieser einfach mit einer anderen DMR-ID am Netzwerk teilnehmen. Hier gibt es zwar auch Krücken, um die Verwendung der “eigenen” DMR-ID durch Fremde zu unterbinden, etwa durch TOTP im Brandmeister-Netz, doch auch diese sind weder verbreitet noch praktikabel. Warum “eigene” in Anführungszeichen? Ganz einfach: Es gibt keine rechtlich zugewiesenen DMR-IDs. Die BNetzA vergibt in Übereinstimmung mit den internationalen Regeln der ITU Rufzeichen wie beispielsweise DO9CK. Eine Autorität für DMR-IDs existiert nicht. Man hat sich per Konvention geeinigt, eine US-amerikanische Firma hinter radioid.net eine Datenbank pflegen zu lassen und diese zu verwenden, aber es spricht rechtlich nichts dagegen, sich eine beliebige DMR-ID auszudenken oder eine bestehende zu verwenden. Pflicht ist einzig die Rufzeichennennung, die entgegen Hörensagen bei DMR auch nicht durch die übermittelte DMR-ID entfällt. Denn sie hat, wie gesagt, keine rechtliche Bindung.

Kurzum: Ein technischer Ausschluss ist meist nicht praktikabel. Hier kann lediglich der Hebel des Rechtswegs angesetzt werden, indem beispielsweise die BNetzA dem Funkamateur die Auflage macht, das Relais nicht mehr zu benutzen.

Pflichten eines Relais-Betreibers

Die BNetzA vergibt an sogenannte “fernbediente oder automatisch arbeitende Amateurfunkstellen” besondere Rufzeichen nach § 3 Abs. 3 Nr. 3 AFuG. Hierfür müssen folgende Zwänge eingehalten werden:

  1. Das Relais arbeitet ortsfest am eingetragenen und genehmigten Standort und unter den genehmigten Rahmenbedinungen und Auflagen (§ 13 Abs. 1 und 3 AFuV).
  2. Die Verträglichkeit des Betriebs wurde nachgewiesen (§ 13 Abs. 1 AFuV).
  3. Der Betrieb darf nicht mehr als ein Jahr ausgesetzt oder verzögert werden (§ 13 Abs. 5 Nr. 1 AFuV).
    Und jetzt wird es für das Thema spannend:
  4. Jedem Funkamateur ist die Verwendung des Relais zu gestatten. Ein Ausschluss darf nur dann erfolgen, wenn nur so der störungsfreie Betrieb sichergestellt werden kann. Die BNetzA ist hiervon dann zu unterrichten (§ 13 Abs. 4 AFuV).

Hürden eines Ausschlusses

Der letzte Punkt ist also einschlägig. Schauen wir und diesen einmal im Detail an:

Jedem Funkamateur ist die Nutzung zu gestatten. Das heißt, dass grundsätzlich jeder Funkamateur, also jeder Amateurfunker mit gültiger Amateurfunk-Rufzeichenzuteilung, das Relais nutzen können muss. Eine geschlossene Gesellschaft, in der ein Funkamateur gar nicht oder unter unzumutbaren Hürden aufgenommen wird, ist also nicht gestattet. Jeder, der teilnehmen möchte, darf dies tun. Und falls eine Registrierung aufgrund technischer Gegebenheiten erforderlich ist, ist diese niedrigschwellig zu gestalten und anstandslos durchzuführen. Hierbei ist übrigens auch die Datensparsamkeit zu beachten; der Teilnehmer darf beispielsweise aufgefordert werden, personengebundene Daten anzugeben.

Lediglich dann, wenn der störungsfreie Betrieb nicht sichergestellt werden kann, darf ein Ausschluss erfolgen. Doch was ist störungsfreier Betrieb? Störungsfrei ist der Betrieb, wenn er technisch keine Störungen verursacht, die über den Rahmen des Amateurfunks hinausgehen. Wenn also jemand auf dem Relais einfach die “falsche” Meinung vertritt oder anderen mit seinen Themen auf die Nerven geht, ist das keine Störung. Die Meinungsfreiheit gilt unbeschränkt und bei strafrechtlich relevanten Äußerungen ist nicht die Relaissperre das Mittel der Wahl, sondern eine Strafverfolgung. Inhaltlich sind dem Betrieb quasi keine Grenzen gesetzt. Und auch technisch sind die Grenzen weit gesteckt. Der Amateurfunk ist explizit “zu experimentellen und technisch-wissenschaftlichen Studien, zur eigenen Weiterbildung” konzessioniert (§ 2 Abs. 1 Nr. 2 AFuG). Es liegt also im Wesen, dass Experimente durchgeführt und Dinge ausprobiert werden. Diese mögen als Störung empfunden werden, da sie ggf. einer Sprachverständigung entgegenstehen, doch im Sinne des Gesetzes sind sie elementarer Bestandteil des Amateurfunks und eben keine Störung. Eine Störung läge dann vor, wenn durch einen Nutzer das Relais derartig beeinträchtigt ist, dass es etwa unerwünschte Nebenaussendungen erzeugt, von den Rahmenbedingungen und Auflagen der Rufzeichenzuteilung abweichen lässt oder einen Defekt erfährt. Nur dann liegt eine Störung vor und nur dann kann ein Ausschluss erwogen werden.

Neben den sehr hohen Hürden, die sich auf die Inhalte der Aussendungen quasi gar nicht erstrecken dürfen und auch technisch selten erfüllt werden, muss zuletzt über jeden Ausschluss auch die BNetzA informiert werden. Einen Funkamateur einfach auszuschließen oder gar nicht erst teilnehmen zu lassen, ist nicht gestattet. Der BNetzA obliegt es dann, die Rechtmäßigkeit des Ausschlusses prüfen zu können und ggf. wahlweise gegen den Ausgeschlossenen durchzusetzen oder eben aufzuheben. Bei Nichtbefolgung könnte dann die Rufzeichenzuteilung, sei es für den Funkamateur oder sei es für die Relais-Station, widerrufen werden.

Reflektoren und Netzwerke

Bei Reflektoren und Netzwerken kann die Rechtslage etwas anders aussehen. Solche Dienste können, sofern sie klein genug sind, vom umgangssprachlichen “virtuellen Hausrecht” erfasst werden, bei dem der Betreiber entscheiden kann, wen er zulässt und ob er jemanden ausschließt. Beispielsweise zählt hierzu ein privater Reflektor für einen kleinen Personenkreis, der sich mit Hotspots auf diesen verbindet.

Wird jedoch der Nutzerkreis ausreichend groß, sodass eine gewisse gesellschaftliche Relevanz angenommen wird, ist das “virtuelle Hausrecht” wieder begrenzt. Beispielsweise ist auch dem Eigentümer von X, ehemals Twitter, nicht gestattet, aus Gutdünken Personen auszuschließen. Auch darf ein solches System nicht explizit an Relais betrieben werden. Ein XLX-Reflektor auf einem C4FM- oder D-Star-Relais etwa könnte in die Grauzone fallen, da die Relais den Wechsel auf einen anderen XLX-Reflektor zulassen. Bei DMR-Relais ist hingegen eine Bindung an ein DMR-Netz gegeben, sodass entweder das DMR-Netz keinen Funkamateur ausschließen darf oder aber die Relais dieses Netzwerk nicht verwenden dürfen.

TL;DR

Jeder Funkamateur darf grundsätzlich auf jedem Relais Betrieb machen. Der Relaisbetreiber muss jedem Funkamateur eine niedrigschwellige und anstandslose Registrierung ermöglichen, sofern technisch notwendig. Er darf nicht aufgrund von legalen Meinungsäußerungen, der Themenwahl, der Nutzungszeiten oder ähnlicher Kriterien ausgeschlossen werden. Er darf ebenfalls nicht aufgrund von Experimenten, Tests und Versuchen ausgeschlossen werden. Einzig, wenn er den gesetzlich geregelten Betrieb des Relais gefährdet, darf er ausgeschlossen werden. Und auch dies nur unter Benachrichtigung der BNetzA. Reflektoren oder Netzwerke, die Funkamateure ausschließen, dürfen nicht explizit auf Relais verwendet werden.

TETRA-Geräte von Motorola auf Amateurfunk

Die TETRA-Geräte von Motorola sind für einen Frequenzbereich von 380 MHz bis 430 MHz vorgesehen, liegen also direkt neben dem für Funkamateure nutzbaren Bereich. Um nun ein Motorola-Gerät für den Amateurfunk (und nur den Amateurfunk) fit zu machen, müssen 4 Schritte unternommen werden:

Starten des CPS und Wechsel in den Lab-Mode

Voraussetzung ist nicht nur eine lizenzierte CPS (kann im Fachhandel für 250 € bis 300 € erworben werden), sondern die “Depot-Variante”, die es wohl nicht frei erwerbbar gibt. Ich hörte bisher nur von Fachhändlern, an die man mit der folgenden Anleitung und der Bitte, diese durchzuführen, herantreten kann.

Die CPS wird gestartet und das Funkgerät im ausgeschalteten Zustand an das Datenkabel geklemmt. Nun wird dieses bei gleichzeitigem Drücken der Tasten 1 und 9 gestartet. Es sollte nun vom CPS erkannt werden. In der linken Leiste findet sich der Lab-Modus. Hierzu wird auf das “L” geklickt, um den Lab-Mode zu starten, und anschließend auf das “D”, um eine dezimale Ausgabe zu erreichen.

1 – Anpassung des zulässigen Frequenzbereiches

Um den überhaupt erlaubten Frequenzbereich des Funkgerätes anzupassen, wird im Baum links zum Pfad

/cp_all_t/cp_hwconst_block/hwconst_data/freq_valid_range[]/freq_valid_range[0]

navigiert. Hier wird vom ursprünglichen 380 MHz bis 430 MHz auf 430 MHz bis 440 MHz umgeschrieben (430000000 und 440000000).

2 – Anpassen des TMO-Bereiches

Der TMO-Bereich wird unter folgendem Pfad angepasst:

/cp_all_t/cp_net_block/net_data/TMO_range_table[]

Auch hier wird in jedem der einzelnen Untereinträge vom ursprünglichen 380 MHz bis 430 MHz auf 430 MHz bis 440 MHz umgeschrieben (430000000 und 440000000).

3 – Anpassen des DMO-Bereichs

Der DMO-Bereich wird durch einen einzelnen Eintrag im folgenden Pfad angepasst:

/cp_all_t/cp_net_block/net_data/DMO_range

Auch hier wird vom ursprünglichen 380 MHz bis 430 MHz auf 430 MHz bis 440 MHz umgeschrieben (430000000 und 440000000).

4 – Anpassen der “Ablage”

Im Amateurfunk wird ein anderer Frequenzabstand zwischen Ein- und Ausgabe verwendet als im BOS. Am häufigsten werden im 70-cm-Band 7,6 MHz verwendet, vereinzelt auch 9,4 MHz. Und im Simplex wären es 0. Daher werden im Pfad

/cp_all_t/cp_net_block/net_data

direkt und nicht etwa einem Unterpunkt die Einträg “duplex_space_table” umgeschrieben. Empfohlenerweise  6x 7,6 MHz (7600000), 1x 9,4 MHz (9400000) und 1x 0 MHz (0).

Schreiben der Konfiguration

Die Konfiguration kann nun auf das Gerät geschrieben und der Lab-Mode durch Klick auf das “L” in der linken Leiste beendet werden.

Backups bei Motorola MTP850/MTH800

Die Gefahr des Brickens durch einen simplen Konfigurationsvorgang

Man sollte ja annehmen, das Motorola, insbesondere die TETRA-Geräte von Motorola, einen gewissen Qualitätsstandard setzen, der den immensen Preis rechtfertig. Offenbar kommt der Preis jedoch nicht dadurch zustande, dass die Geräte besonders robust sind, sondern eher dadurch, dass der Kunde, namentlich der Steuerzahler, jeden noch so unverschämten Phantasiepreis zahlt, denn Steuergelder sprudeln bekanntlich.

So ist es mir passiert, dass ein Motorola MTP850 das Zeitliche gesegnet hat, weil sich im langwierigen Konfigurationsvorgang der Laptop abgemeldet hat. Das Ergebnis war nicht etwa, wie man es bei jedem China-Böller erwartet, dass die unvollständige Konfiguration verworfen wird oder das Funkgerät mit einer Fehlermeldung, dass die Konfiguration unvollständig sei, startet. Nein, bei Motorola heißt dies, dass das Funkgerät komplett den Dienst einstellt, weder gestartet werden kann noch vom Computer erkannt wird, was ein erneutes Bespielen verunmöglicht. Qualität, die man von einem derart teuren Handfunkgerät erwarten darf, ist das nicht.

Einzige Rettung: das Kabel PMKN4025B

Es gibt einen Ausweg aus der Misere: Statt eines USB-Datenkabels, wie man es inkl. Porto und Steuern für unter 5 Euro bekommen kann, da es identisch zu Datenkabeln für einfache Handys wie dem V400 ist, muss man hier ein RS232-Datenkabel verwenden, welches man derzeit zum Schnäppchenpreis von etwa 100 € aus Restbeständen ergattern kann. Hiermit lässt sich ein Gerät wiederbeleben, wenn man es im Konfigurationsvorgang vom PC trennt. Ein solches Datenkabel habe ich kürzlich erstanden und bin übrigens auch gerne bereit, Funkamateuren in Not hiermit zu helfen (Ham-Spirit eben).

Mein Appell: Macht Vollbackups!

Aus dieser Erfahrung erwächst nun der dringende Rat: Wenn ihr das erste Mal das Gerät anschließt, macht sofort ein Vollbackup des Flashs und legt dieses sicher ab!

Es gibt kaum etwas Ärgerlicheres, als dass ein ziemlich teures und schwierig zu beschaffenes Funkgerät durch eine Lappalie wie einem wackelnden Stecker getötet wird und für die Wiederbelebung sowohl die Firmware, die Motorola selbstverständlich nicht anbietet, und die Kalibrierungsdaten, die ein aufwendiges und teures Einmessen erforderlich machen, fehlen.

Anleitung: Vollbackups mit der CPS erstellen

Voraussetzung ist natürlich die CPS. Diese kostet etwa zwischen 250 € und 300 € und kann im Fachhandel erworben werden. Nicht lizenzierte Kopien werden von mir selbstverständlich nicht unterstützt.

Um ein vollständiges Backup des Flashs zu erstellen, startet man die Software “TETRA CPS”, schließt das abgeschaltete Funkgerät an das Datenkabel an und startet dieses bei gleichzeitig gedrückten Tasten 1 und 9. Der Bildschirm sollte dann langsam blinken und kryptischen Text anzeigen. Das Funkgerät sollte dann auch in der CPS erkannt werden.

Nun wird im Menüreiter unter “Lab” die Option “Flash Report” gewählt. Auf Deutsch ist dies unter “Lab” und dann “Kurzbericht” versteckt (Typisch schlechte Übersetzung. Habe ich mich schon über die Qualität von Motorola ausgelassen?).

Hier wird nun zunächst unter “Flash Image Filename” (deutsch: “Flash-Bilddateiname”) eine Zieldatei auf dem PC angegeben, wohin das Image geschrieben werden soll. Anschließend wird unter “Report Type” die Option “Entire Flash” gewählt (deutsch: “Berichtstyp” auf “Gesamter Flash”). Zuletzt nun den Eintrag links mit “Selected” (deutsch: “Gewählt”) scharfschalten und unten auf “Start Operation” (deutsch: “Operation starten”) klicken. Dies wäre dann der ideale Zeitpunkt, einen Kaffee zu trinken, denn das dauert ein Weilchen und sieht gerade zu Beginn mitunter so aus, als hätte sich das CPS aufgehängt. Geduld.

Das Image sollte nun an einem sicheren Ort verwahrt werden, sodass es im Falle der Fälle auch verfügbar ist. Mit Kompression wie 7z lässt sich das Image auch nochmal gut schrumpfen.

Kerchunking

Jüngst stieß ich auf einen Beschwerde-Thread über die vermeintliche Unsitte des “Kerchunkings”. Konkret ging es um den Versuch einer technischen Lösung in einer dem Echolink ähnlichen Anwendung. Da musste ich zunächst einmal recherchieren, was das überhaupt ist. Als Kerchunking bezeichnet man es, wenn man in einer ruhigen Phase ohne Funkverkehr einmal kurz das Relais auftastet und somit zur Aussendung des Rufzeichens animiert.

Zweck dessen ist das Testen neuer Codeplugs, neuer Hardware oder neuer Standorte. Es wird kurz geprüft, ob eine beidseitige Verbindung zum Relais hergestellt werden kann. Meist findet dies in einer Phase des Bastelns statt, in der man nicht gerade Lust hat, mit einem gelangweilten OM, der nur darauf wartet, ein mehr oder weniger williges Opfer auf dem Relais zu finden, über das Wetter zu quatschen. Wenn man bis zu den Ellenbogen in Elektrobauteilen steckt, der Lötkolben heiß ist und die Gedanken tief im Codeplug, möchte man nicht unbedingt mit dem erstbesten Kontakt ein langes QSO führen. Entsprechend tastet man kurz auf, schaut, ob es klappt, und bastelt weiter. Und das, wie gesagt, möglichst in einer Zeit, in der das Relais lange eh nicht benutzt wurde, denn ansonsten funktioniert das auch gar nicht, da das Relais nicht explizit antwortet.

Nun gibt es offenbar eine Reihe von OMs, die sich ungeheuer darüber aufregen, wenn Funkamateure dies tun. Eine absolute Unsitte sei dies, quasi fast so schlimm wie das Fressen von Kindern!

Dabei ist das Phänomen des “Kerchunkings” genau anders herum überhaupt erst dem Umstand geschuldet, dass einige OMs weder die Grundregeln des Anstandes noch der Betriebstechnik beherrschen. Denn eigentlich wäre es ja ganz einfach und regelkonform: Der Bastler ruft auf dem Relais “Testaussendung von DO9CK”. Und ein OM, der gerade zufällig QRV ist, antwortet kurz “Aussendung gut verständlich angekommen bei N0CALL”. Und damit wäre das QSO abgeschlossen und alle glücklich.

Doch wie gesagt haben einige OMs einfach keinen Anstand. Da werden QSOs von Stammrunden gesprengt, die Gesprächsthemen an sich gerissen und eine Moderation etabliert. Und wenn jemand “Testaussendung” ruft, meinen diese OMs, dass da unbedingt jemand über die Vorzüge der aktuellen Wetterlage und die Auswirkung derselben auf die persönliche Medikamentierung diskutieren möchte. Denn sie beherrschen auch nicht die elementarste Betriebstechnik und können die Worte “Testaussendung, bitte ignorieren” und “CQ, Allgemeiner Anruf” nicht voneinander unterscheiden.

Entsprechend habe auch ich schnell gelernt, explizit “Bitte ignorieren” zu rufen und keinesfalls auf Antworten einzugehen, wenn ich gerade weder Zeit noch Lust auf ein langwieriges Gespräch habe. Ich “kerchunke” damit selbst nicht, kann aber jeden verstehen, der dies tut und das einfach aus der oben geschilderten Not heraus. Doch es geht sogar noch weiter: Ich antworte auch, nachdem ich mehrmals den Fehler gemacht habe, dies zu tun, nicht mehr grundsätzlich auf Testaussendungen mit einer kurzen Quittierung. Da ruft jemand “Test von N0CALL” und ich denke mir “Hm, das Relais antwortet nicht, da quittiere ich fix mit einem ‘Ruf angekommen bei DO9CK’ ” und denke, ich bin durch damit. Und zack, erzählt mir der OM ausführlichst, was er gerade bastelt und wie er im Anschluss die Sonne zu nutzen gedenkt. Lession learned: Nicht nur bei Testaussendungen klar kommunizieren, dass bitte nicht geantwortet werden soll, sondern tunlichst auch selbst nicht auf Testaussendungen reagieren. Es lebe das “Kerchunking”!

In den digitalen Betriebsarten sieht das freilich anders aus. Hier gibt es meist explizit Echo-Funktionen, bei denen ein sogenannter Papagei eine Testaussendung aufnimmt und zurücksendet. Hier sollte man entsprechend nicht nur kurz auftasten, sondern gerne ein paar Worte sprechen, um die Verständlichkeit und Vollständigkeit beim Echo zu testen. Doch auch hier habe ich schon einmal einen Experten erlebt, der im Brandmeister auf der Echo-TG 9990 meinte, ein Gespräch zu beginnen.

Übrigens ist dies nicht zu verwechseln mit dem Auftasten dynamischer TGs. Wenn ein Relais die gewünschte TG nicht statisch abonniert hat, muss man diese dynamisch auftasten, indem man kurz einen leeren Träger sendet. Hier ist es sogar sehr wichtig, dass der Träger möglichst kurz und leer ist, denn man weiß nicht, was auf der TG gerade an Gesprächen geführt wird, und es wäre höchst ungehobelt, da mit einem Auftasten plus Inhalt reinzugrätschen. Und auch hier hatte ich Deppen, die dann rückmeldeten, dass man nicht moduliert hätte und überhaupt die Aussendung ziemlich kurz sei. Ob man etwas sagen wollte oder nur sein Funkgerät nicht im Griff habe. Ehm, nein! Ich wollte gar nichts sagen; ich wollte die TG dynamisch auftasten, um reinzuhören. Und dafür ist es technisch notwendig, einen kurzen Träger zu setzen.

Lange Rede, kurzer Sinn: “Kerchunking” mag nicht dem Ideal entsprechen. Doch es ist ein notwendiges Übel, da einige OMs weder die Grundregeln des Anstandes noch er Betriebstechnik beherrschen und jemanden, der nur kurz einen Test fahren möchte oder freundlich einen solchen bestätigt, regelmäßig belästigen. Wer sich über “Kerchunking” beschwert (Warum eigentlich? Das “Kerchunking” ist doch die optimierte Form, möglichst wenige mit seinen Tests zu stören), der sollte sich vielleicht überlegen, ob er selbst nicht vielleicht der Grund ist, warum dieses existiert und ob er selbst nicht eine Nachschulung benötigt in Sachen Etikette und QSO-Abwicklung.

Neuzugang: TETRA

In Kiel steht auf dem Fernmeldeturm unter dem Rufzeichen DM0KIL neben DMR und FM auch eine TETRA-TMO-Basisstation zur Verfügung. Nun ist der Zugang zu TETRA nicht ganz so trivial. Zum einen gibt es quasi keine frei verfügbaren TETRA-Geräte zu kaufen. Und wenn, dann liegen diese preislich jenseits von Gut und Böse. Sie sind eben auf Steuergelder ausgelegt und die sprudeln bekanntlich, da muss nicht begründet werden, warum das 10-fache des eigentlichen Wertes aufgerufen wird. Zum anderen ist TETRA nicht unbedingt so trivial einzurichten und zu betreiben wie FM-Relais. Vielleicht könnte man sagen, dass TETRA so viel komplexer ist als DMR (TIER II) wie DMR komplexer ist als einfaches FM. Wie auch immer: Für TETRA braucht man Know-How, Bezugsquellen und ne Mark im Portemonnaie.

Für mich hat sich hier kürzlich eine Gelegenheit aufgetan, relativ kostengünstig an ein TETRA-Funkgerät zu kommen: Ein Motorola MTP850 in gutem Zustand. Im Zusammenspiel mit der TMO-Basis-Station DM0KIL lässt sich hiermit der Funktionsumfang von TETRA erkunden inklusive Features wie Gegensprech-Direkttelefonie und SMS.

Der erste Eindruck von TETRA ist, dass dies ein sehr verplombtes System ist. Der Endanwender kann im Grunde einfach lossprechen und muss sich über fast nichts Gedanken machen. Welche Basis-Station gewählt wird, entscheidet das Endgerät nach Signalstärke. Welcher Zeitschlitz verwendet wird, entscheidet die Basis-Station, welche dynamisch einen zuweist. Die Sprechgruppen sind im Codeplug vordefiniert und Direktanrufe erklären sich selbst. Man merkt deutlich, dass TETRA für den BOS und damit für Leute, die andere Sorgen als die korrekte Betriebstechnik ihrer Funkgeräte haben, konzipiert ist. Im Grunde funktioniert TETRA im TMO-Betrieb sehr ähnlich wie ein Handy. Es bucht sich automatisch ein, zeigt die Signalstärke zur Basis-Station, klingelt bei eingehenden Anrufen, kann Rufnummern gezielt anwählen… lediglich eine PTT-Taste und Sprechgruppen kommen obendrauf. TETRA unterstützt übrigens sogar PSTN-Gateways, sodass tatsächlich klassische Telefonanschlüsse angerufen werden können.

Entsprechend ist das Thema für Funkamateure etwas… schwierig. Als einfacher Anwender hat man keinerlei Spielraum für Experimente und Erkundungen. Und um selbst eine Infrastruktur aufzubauen, muss man Bezugsquellen, Möglichkeiten und viel Geld haben. Die üblichen Experimente aus dem FM- und auch DMR-Bereich entfallen vollständig. Es ist nicht einmal möglich, einfach mal fix zu lauschen, was überhaupt an QSOs gerade stattfindet, ohne selbst adressiert zu sein, da TETRA-Geräte keine abschaltbaren TG- oder gar TS-Filter anbieten.

Es gibt allerdings anscheinend (mindestens) ein DMO-Netzwerk-Projekt. Der DMO-Betrieb ist zwar bei weitem nicht so mächtig wie der TMO-Betrieb (der Unterschied entspricht etwa dem zwischen dem verbreiteten DMR TIER II und dem raren DMR TIER III), doch so hat man als Funkamateur zumindest etwas Einblick in die Magie auf Netzseite und kann auch unabhängig von einer grauen Eminenz etwas mit den doch recht teuren Funkgeräten anfangen. Denn in Kiel und den angeschlossenen Basis-Stationen steht und fällt alles mit einer Person. Läuft diese morgen vor dem Bus (was selbstverständlich niemand wünscht), dann war es das mit TETRA in Schleswig-Holstein – ein etwas unbefriedigender Zustand für Leute wie mich, die sich beruflich sehr intensiv mit Redundanzkonzepten beschäftigen. Wir haben in Kiel ein paar neue, engagierte Funkamateure, die Bock haben, sich mit TETRA zu beschäfitgen. Bis jetzt nehmen wir sehr dankbar die tollen Möglichkeiten der TMO-Basis-Station DM0KIL wahr, haben aber auch Lust, uns die Bastelprojekte für “TETRA light”, also DMO, anzuschauen.

Zwei neue “China-Böller”

Allgemeines zu “China-Böllern”

Ich weiß, einige Kravattenfunker werden nun die Nase rümpfen, wenn sie alleine das Wort “China” im Zusammenhang mit Funkgeräten hören. Doch denen sei zweierlei gesagt: Erstens ist Amateurfunk ein Experimentalfunk. Und mit China-Geräten als Ausgangsmaterial lässt sich ganz wunderbar basteln. Zweitens lassen auch die “namhaften” Hersteller in China fertigen, sodass am Ende quasi jedes Gerät ein “China”-Gerät ist. Die Frage ist nur, wer die Qualitätssicherung macht, was dann zugegebenermaßen bei Herstellern aus anderen Ländern oft weit besser funktioniert. Dennoch gibt es auch echte Schmuckstücke aus China.

Der enorme Vorteil von sogenannten “China-Böllern” ist jedoch der, dass chinesische Geräte technologisch und im Preis ganz vorne mitmischen. Während man bei “namhaften” Herstellern wie Icom antiquierte Nischentechnik wie D-Star erhält, kann man bei Chinesen eine breite Auswahl an DMR-Geräten bekommen. Und das zu einem Bruchteil des Preises, jedoch nicht zum gleichen Bruchteil der Qualität. Sicherlich sollte man nach Erhalt einmal die Ober- und Nebenwellen durchmessen und darf sich nicht allzu große Erwartung an den Empfang schwacher Signale direkt neben einem Radiosender haben (Stichwörter Selektivität, Empfindlichkeit und Großsignalstörfestigkeit). Aber für Basteleien sowie Relais- und HotSpot-Betrieb sind diese “China-Böller” unschlagbar. Und auch, wenn man immer mal ein Funkgerät auf Tasche oder im Handschuhfach zu haben, ohne allzu sehr in finanzielle Schwierigkeiten zu gelangen, wenn es mal abhanden oder kaputt geht.

Wie auch immer: Eine pauschale Ablehnung dieser “China-Böller” ist deplatziert.

Und ich habe mir jüngst zwei “China-Böller” zugelegt. Auf der einen Seite das Baofeng DM-1701, welches ich mit OpenGD77 geflasht habe und seitdem als schnelles DMR-Gerät verwende. Und auf der anderen Seite das Quansheng UV-K5(8), was ich mit IJV v3 geflasht habe und seitdem als “Hat man irgendwo dabei”-Gerät verwende.

Baofeng DM-1701

DMR entstammt dem Betriebsfunk und entsprechend sind DMR-Geräte oft sehr einfach, jedoch eingeschränkt in der Handhabung und werden am Computer mehr oder weniger aufwendig mit einem Code-Plug konfiguriert. Beispielsweise muss man für verschiedene Talkgroups auf verschiedenen Zeitschlitzen auf verschiedenen Relais stets die komplette Bandbreite der Kombinationen jeweils als einzelnen Kanal konfigurieren. Mal schnell eine neue TG anzusprechen oder im Urlaub ein anderes Relais zu nutzen, fällt meist nicht gerade aus der Tüte. Anders ist hier die alternative Firmware OpenGD77. Diese ist von Funkamateuren für Funkamateure entwickelt und hat entsprechend seinen Fokus nicht darauf, dass ein funktechnisch Unversierter bloß nichts versehentlich verstellt, sondern lässt dem Benutzer im Gegenteil größtmögliche Freiheit in der Bedienung. Hier lässt sich ratzfatz quasi alles verstellen, was man als Funkamateur spontan brauchen kann.

Das DM-1701 mit OpenGD77 hat mich mit Programmierkabel um die 54 € gekostet. Zwischenzeitlich sah ich jedoch auch Angebote für knapp 42 € inkl. Kabel. Es kostet mit 40 bis 55 Euro also lediglich ein Bruchteil der “namhaften” Geräte und muss sich hinter diesen nicht allzu weit verstecken. Die Empfangsempfindlichkeit empfand ich als ganz solide, die Haptik des Gerätes erstaunlich gut. Eine Messung der Ober- und Nebenwellen zeigte, dass sich zumindest mein Gerät durchaus innerhalb der Grenzen hält. Und falls das Gerät beim Basteln oder unterwegs einmal verlustig geht, tun 40 bis 55 Euro längst nicht so weh wie die 400 bis 600 Euro für Yaesu und Icom oder gar die 600 bis 800 Euro für Motorola oder Kenwood.

Quansheng UV-K5(8)

Das Quansheng UV-K5 ist ein einfaches FM-Walkie-Talkie, welches sich mit alternativer Firmware noch etwas aufbohren lässt in Sachen Funktionsumfang, Bedienkomfort und theoretisch auch abgedeckter Bänder. Praktisch ist letzteres aufgrund fehlender Filter bzw. Filterlücken nicht empfehlenswert, da hier nicht nur extrem kleine Sendeleistungen erzielt werden, sondern ggf. sogar die unerwünschten Aussendungen weit mehr Leistung haben als die gewählte Frequenz selbst. Auch die übrigen Bedingungen bis hin zur Anpassung der Antenne machen Out-of-Band-Aussendungen alles andere als empfehlenswert. Allerdings lässt sich hier zumindest rudimentär empfangen, was ja hier und da vielleicht ganz nützlich sein kann. So lässt sich beispielsweise der CB-Funk abhören oder auf 10m empfangen. Da das UV-K5 sich im Gegensatz zu den meisten “China-Böllern” bis hin zu den “namhaften” Geräten via USB-C aufladen lässt und nicht allzu groß ist, ist es das ideale Ersatz- oder Notfunk-Gerät. Denn hinzu kommt der Preis: Das Gerät ist für 20 bis 25 Euro zu haben!

Das UV-K5(8) bzw. UV-K6 aus den USA sind die leicht verbesserte Variante des UV-K5. Hier wurde entgegen anderslautender Gerüchte im Inneren nichts geändert, sondern am Gehäuse. Dies hat u.a. zur Folge, dass der Lautsprecher deutlich besser zu hören ist. Außerdem hat sich die Display-Farbe geändert. Im Innenleben sind die 3 Gerätevarianten zueinander identisch, sodass auch Firmware und Konfiguration untereinander austauschbar sind.

Es gibt Berichte, dass die Oberwellenunterdrückung ggf. nicht den gesetzlichen Normen von -60 dBc entspricht. Wobei hier die Schweiz, in der der Vertrieb des UV-K5 verboten wurde, höhere Anforderungen stellt als Deutschland, nämlich -70 dBc. Mein Gerät ist innerhalb von Deutschland gerade eben legal verwendbar, in der Schweiz sollte ich damit nicht unbedingt senden. Die USA mit ihren -40 dBc sind da natürlich fein raus.

Fazit

Die beiden Geräte bestechen vor allem durch ihr Preis/Leistungs-Verhältnis. Während “namhafte” Hersteller das 10-Fache für geringeren Funktionsumfang, jedoch ggf. höhere Qualität aufrufen, befinden sich die Geräte in einer Preisklasse, in der ein Verlust nicht sonderlich tragisch ist. Sie eignen sich daher besonders für raue Bedingungen, als Ersatz- und EDC-Gerät sowie für den Notfunk. Insbesondere das Quansheng UV-K5 ist durch seine Ladung über USB-C das ideale Notfunkgerät für VHF/UHF und je nach Notsituation auch als Brückengerät zum Jedermannfunk PMR446 und Freenet, denn in echten Notsituationen ist ein Kreuzbetrieb selbstverständlich erlaubt. Menschenleben stehen über unsinnigen Kommunikationsbeschränkungen. Das Baofeng DM-1701 besticht durch seine einfache Bedienung (nach Flashen einer alternativen Firmware) und kann auf FM ebenfalls vielseitig eingesetzt werden. Nur leider ohne Lademöglichkeit über USB-C.

Wer also ein Drittgerät sucht oder für DMR ein Einsteigergerät zum Schnuppern, der ist mit diesen beiden “China-Böllern” nicht unbedingt schlecht beraten. Und auch als Ausgangsmaterial zum Basteln eignen sich diese Geräte gut.