Die Crux von TS1 und großen TGs

DMR verwendet TDMA und kann so zwei Gespräche auf einer (Duplex-)Frequenz fahren. Hierfür werden zwei Zeitschlitze verwendet: TS1 und TS2. Konvention bei Relais ist hier, dass TS1 für überregionale bis weltweite Gespräche verwendet wird, während regionale bis lokale Gespräche auf TS2 stattfinden.

Ich höre auf meinen Funkgeräten grundsätzlich nur TS2. Und das hat zwei Gründe:

Erstens sind Gespräche auf überregionalen bis weltweiten TGs meist rasend uninteressant. Hier treffen sich ein Bayer und ein Schleswig-Holsteiner auf der TG 262 (Deutschlandweit) und tauschen mangels gemeinsamer Interessenlage lediglich einen überflüssigen (Digitalfunk über Relais, was will man da zu R und S sagen?) Rapport aus, stellen sich gegenseitig die verwendete Hardware vor und reden zum Schluss ggf. noch über’s Wetter. Oder irgendein Witzbold tastet die TG 91 (weltweit) auf, was dann den Informationsgehalt der QSOs nochmals reduziert, wobei dies dann zusätzlich auch noch in schlechtem Englisch stattfindet. Ich persönlich funke, um mit Menschen in Kontakt zu kommen. Und da ist es schon hilfreich, wenn man zumindest eine gewisse Gesprächsgrundlage hat und mehr als nur einen Rapport austauschen kann. Entsprechend findet man mich auch fast ausschließlich auf regionalen Gesprächsgruppen, auf denen sich dann auch das Äquivalent von Stammtischen gebildet haben und man sich per Vornamen anspricht statt dieser Unsitte, jede Aussendung mit Nennung sämtlicher beteiligten Rufzeichen zu beginnen. Denn Leute, wir Funkamateure sind Menschen und keine Borg. Wir haben Namen und keine Nummern. Die Vorschriften besagen, dass wir alle 10 min unser eigenes(!) Rufzeichen nennen. Hat jemand schon einmal von einem Biker-Club gehört, in dem sich die Rocker gegenseitig mit ihrem KFZ-Kennzeichen ansprechen?

Zweitens sind die Störungen auf TS1 echt nicht feierlich. Was auch einen verstärkenden Grund hat, denn um beispielsweise sämtliche der derzeit über 50 Cluster zu stören, sind entsprechend auch über 50 Störer notwendig, während für das deutschlandweite Stören des Zeitschlitzes 1 lediglich ein einziger Störer auf der TG 262 benötigt wird. Jedenfalls kommt es auf TS1 regelmäßig zu Störungen. Nicht in dem Sinne, dass da jemand Pfeiftöne oder Dauerträger sendet, sondern vielmehr, dass ein Funkamateur mit katastrophaler Betriebstechnik und völlig fehlender Funkdisziplin ins Mikrofon lallt und ganz Deutschland bespaßt. Da wird dann auf hinterletztem Bayrisch deutlich vor dem Drücken der PTT taste angefangen, mit 2 Meter Entfernung irgendwas ins Mikro zu nuscheln, dass einem jede Lust vergehen kann. Erstaunlicherweise erhalten CQ-Rufe dieser Qualität auch selten eine Antwort – keine Ahnung, wie das kommt. Meine Vermutung ist, dass es sich hier um OMs im wahren Sinne des Worts handelt. Irgendwelche Altlizenzierten, die weder Ahnung von Technik noch von Betrieb und Funkdisziplin haben, von einem anderen Funkamateur einen Codeplug aufgespielt bekommen haben und nun heillos überfordert sind mit der Auswahl der TGs, sodass sie einfach direkt in die 262 reinballern. Oder besser gesagt: reinlallern, denn Betrieb und Funkdisziplin beherrschen diese Kollegen meist so gar nicht. Dass man im Funk (über-)deutlich spricht und vielleicht seinen urbayrischen Dialekt etwas zurückschraubt, dass man ins Mikro spricht und es nicht reicht, wenn dieses sich irgendwo im selben Raum befindet, dass man erst die PTT-Taste drückt, dann spricht, dann aufhört zu sprechen und dann die PTT-Taste loslässt sowie Sprechpausen zwischen zwei Aussendungen einhält, das scheinen diese Kollegen nie gelernt oder längst vergessen zu haben. Im übrigen gibt es viele spannende Themen, über die man deutschlandweit sprechen kann. Doch über die Vorzüge einer täglichen Zahnhygiene (nein, das ist kein Scherz, das habe ich mehrfach schon gehört) brauche ich im deutschlandweiten Funkverkehr, hier in Kiel also auf zwei Relais-Frequenzen gleichzeitig, keine detaillierte Auskunft. Auch interessiert mich die Medikamentierung genau so wenig wie der Speiseplan der Kollegen. Man merkt es vielleicht an den Zeilen: Ich kann mit dem Funkverkehr auf TG262@TS1 nicht sonderlich viel anfangen. Die Inhalte sind langweilig bis verstörend, die Betriebstechnik katastrophal und die Funkdisziplin oft gar nicht vorhanden. Da sind Störgeräusche und leere Träger nun wirklich nicht viel schlimmer.

Aus diesem Grund meide ich den Zeitschlitz 1 und bin fast ausschließlich auf Zeitschlitz 2 unterwegs. Für meine privaten Hotspots schätze ich die Möglichkeit, gleich zwei Sprachkanäle pro Spot zur Verfügung zu haben, doch auf den Relais brauche ich TS1 nicht.

FM meets Digitalfunk

Angestochen von der Kieler Funk-Community habe ich mir kürzlich ein Shari geordert. Beim Chinesen mit den 40 Räubern habe ich hierfür 57,11 € gezahlt. Das Shari ist ein amerikanisches Amateurfunk-Projekt von N8AR und steht für SA818 Ham Allstar Radio Interface. Wie der Name suggeriert, ist das Kernstück ein Chip mit der Bezeichnung SA818, wobei es inzwischen auch ein alternatives Board mit einem SR110 gibt. Dieser Chip wurde für den Betrieb in Handfunkgeräten entwickelt und enthält einen FM-Transceiver mit Features wie CTCSS/DCS onboard. Im Sendebetrieb erreicht er bis zu einem Watt Ausgangsleistung und lässt sich mittels einfacher Audiosignale betreiben. Das Shari enthält entsprechend neben diesem Funkchip eine Soundkarte vom Typ CM108, welche neben Audio-In und Audio-Out auch GPIO-Ports zur Verfügung stellt, die auf dem Board an den PTT-Kontakt des SA818 sowie an den SQL-Indikator angeschlossen sind. Mit GPIO erhält man also ein eindeutiges Signal, wenn der Squelch vom SA818 öffnet, und kann hart steuern, wenn der SA818 auf Sendung gehen soll, und ist nicht auf Krücken wie VOX angewiesen. Neben der Soundkarte, welche an einen USB-Port geführt wird, existiert ein zweiter USB-Port auf dem Shari. Dieser ist an einen USB-to-Serial-Adapter vom Typ CH340 angeschlossen und mit diesem lässt sich der SA818 konfugurieren. Dies geschieht mit 9600 8N1 und von u.a. den Mobilfunkmodems bekannten „AT“-Befehlen. Es lässt sich so u.a. die Frequenz, die Bandbreite, CTCSS/DCS auf Tx und Rx, der Squelch-Level, die Audio-Level, der VOX-Betrieb und mehr konfigurieren. Kurzum: Das Shari ist ein kleines FM-Funkgerät mit USB-Sound und digitaler PTT-Ansteuerung.

Zweck des Ganzen ist nun, das Shari an einem Computer zu betreiben, welcher via Netzwerk eine Vernetzung mit anderen, ähnlich gebauten Systemen ermöglicht. Er fungiert also als Analog-Hotspot. Ähnlich wie der bekannte Pi-Star oder andere DMR-Spots ermöglicht er, mit entsprechenden Funkgeräten über eine Internetverbindung mit weit entfernten Systemen in Verbindung zu treten; nur eben analog statt digital. Als Software wird hier gerne der SvxLink verwendet, welcher neben dem altbekannten Echolink auch eine Vernetzung mit anderen Projekten ermöglicht.

Auch in diesem Verbund von Relais und Hotspots gibt es eine Organisation in Sprechgruppen, kurz TGs für Talkgroups. Diese werden nun aber mangels eines sogenannten Headers im analogen FM-Signal etwas anders gesteuert. Statt in der Aussendung digital mitzuteilen, welche Ziel-TG angerufen werden soll, wird im analogen FM-Funk mittels DTFM-Codes das Relais oder der Hotspot gesteuert, sodass er sich auf eine solche TG aufschaltet. Damit ist natürlich im Gegensatz zum Digitalfunk nur eine TG gleichzeitig möglich, aber da ohnehin nur eine Aussendung zeitgleich stattfinden kann, ist das kein wirklicher Nachteil. Ist nun eine TG mittels DTFM-Codes ausgewählt und aufgeschaltet, kann ganz normal mittels einfacher FM-Aussendungen kommuniziert werden. Dies ermöglicht entsprechend einen sehr niedrigschwelligen Einstieg, denn während DMR-Geräte jetzt nicht gerade eine Nische, jedoch auch kein Standard-Produkt sind, lässt sich wohl jedes Handfunkgerät in FM betreiben. Auch die Sprachqualität wird aufgrund des Wegfalls der Optimierungen und Datenkompression als „wärmer“ und „natürlicher“ wahrgenommen; eben wie man es aus dem analogen FM-Funk gewohnt ist.

Mein Shari habe ich derzeit mit einem Projekt namens FM-Funknetz.de gekoppelt und bin dort auf hauptsächlich der Gruppe 2622 QRV. Mit Echolink werde ich mich demnächst wahrscheinlich auch beschäftigen.

DM0KIL wieder online

Nachdem DM0KIL nun aufgrund von Herausforderungen mit der Netzwerk-Hardware 4 Monate lang offline war, kam heute die freudige Ankündigung: DM0KIL ist wieder online!

Zwar stand der Repeater auch im DMR-Betrieb zwischenzeitlich durchaus als Repeater zur Verfügung. Sprich: Er hat lokal eingegebene Signale wieder ausgegeben und hat somit eine stadtweite Kommunikation mit DMR ermöglicht – sogar zwei QSOs gleichzeitig. Doch er hatte keinerlei Verbindung mit anderen Relais oder gar dem Brandmeister-DMR-Netzwerk mehr, sodass keine „Ferngespräche“, vom Cluster TG8 -> 26225 bis weltweit mehr möglich waren.

Der Grund dafür lag in einer defekten Netzwerkkomponente, die es unter den schwierigen Zugangsmöglichkeiten zum Fernmeldeturm zu tauschen galt. Doch dies ist nun geschehen und Kiel ist nun wieder mit zwei tollen DMR-Relais ausgestattet: DB0IL und DM0KIL.