DMR – Digital Mobile Radio

Herkunft

DMR entstammt aus dem Betriebsfunk und ist in der TIER-III-Betriebsart unglaublich mächtig. Hier im TMO-Betrieb können zentral Frequenzen im Bündelfunk alloziert, Gegensprech-Telefonate geführt und die Funkgeräte ferngesteuert werden. Für Funkamateure sind diese Features nicht geeignet, da sie den Nutzer arg einschränken und die Komplexität unnötig in die Höhe treiben, weshalb im Amateurfunk TIER II (DMO) verwendet wird.

Die DMR-ID

Im Gegensatz zu C4FM oder D-Star arbeitet das aus dem Betriebsfunk stammende DMR nicht mit Rufzeichen, sondern mit nummerischen DMR-IDs. Diese können völlig frei gesetzt werden und dienen sowohl als Absender-Information als auch für Direktanrufe von einer anderen Station. Natürlich ist es dringend indiziert, dass bei weltweiten Netzwerken mit Hunderttausenden an Nutzern die Wahl der DMR-ID koordiniert wird. Hierfür hat man sich per Konvention auf die zentrale Vergabestelle RadioID.net geeinigt. Diese vergibt an Funkamateure, die sich als berechtigt ausweisen können, eine oder mehrere DMR-IDs, sodass hier auf der einen Seite keine Kollisionen stattfinden, auf der anderen Seite eine Datenbank für die Auflösung auf das Rufzeichen existiert.

Zu beachten ist, dass das Aussenden einer DMR-ID nicht die gesetzliche Pflicht zur Nennung des Rufzeichens ersetzt. Wie gesagt: Die DMR-ID ist im Grunde völlig willkürlich zu wählen. Dass hier eine amerikanische Firma anbietet, eine zentrale Datenbank zu pflegen, und diese weitgehend als die “Single Source of Truth” akzeptiert wird, bedeutet nicht, dass eine solche DMR-ID in irgendeiner Weise einem Funkamateur offiziell zugewiesen ist. Jeder Funkamateur darf jede beliebige DMR-ID verwenden. Übrigens auch jeder Jedermannfunker mit DMR446-Funkgeräten oder jede Firma mit Betriebsfunkgeräten. Es gehört jedoch zum guten Ton, zum Ham-Spirit, sich hier auf die von RadioID.net zugewiesenen IDs zu beschränken.

Die 4 Sende- und Empfangsparameter

Im DMR-Betrieb gibt es 4 Parameter, die zwischen Sender und Empfänger stimmen müssen, damit eine Aussendung empfangen wird. Zwei davon sind physischer Natur und zwei davon Software.

  1. Die Frequenz: Damit eine Verständigung zustandekommt, muss das empfangende Gerät natürlich auf derjenigen Frequenz lauschen, auf der das aussendende Gerät sendet. Im Falle von Relais geschieht dies zudem durch eine “Ablage”, sodass die Ausgabefrequenz in der Regel 7,6 MHz über der Eingabefrequenz des 70cm-Relais liegt. Da die Frequenz ein physischer Parameter ist, kommt bei es bei der Wahl unterschiedlicher Frequenzen zu keinen wechselseitigen Störungen.
  2. Der Zeitschlitz: DMR-TIER-II unterstützt zwei gleichzeitige Aussendungen auf derselben Frequenz. Hierfür wird ein Zeitmultiplexing (TDMA) verwendet, bei dem die beiden Aussender im schnellen Wechsel abwechselnd ihre Datenhäppchen übertragen. Im Brandmeister-Netz (s.u.) hat sich etabliert, dass der Zeitschlitz 1 (TS1) für überregionale bis weltweite Gespräche verwendet wird, während für lokale bis regionale Gespräche Zeitschlitz 2 (TS2) verwendet wird. Da der Zeitschlitz ein physischer Parameter ist, kommt bei es unterschiedlichen Zeitschlitzen zu keinen wechselseitigen Störungen.
  3. Der Farbcode: DMR unterstützt zur gegenseitigen Stummschaltung ähnlich der Verfahren CTCSS oder DCS einen Farbcode, auch Color-Code (CC) genannt. Dieser kann die Werte 0 bis 15 annehmen und ist im Standardfall 1. Der Farbcode wird nur selten benötigt. Einzig, wenn mehrere Relais mit Anbindung an ein DMR-Netzwerk auf derselben Frequenz in geringer Entfernung zueinander betrieben werden, ist die Unterscheidung durch den Farbcode sinnvoll. Da der Farbcode ein reiner Software-Parameter ist, kann es auch bei unterschiedlich gewählten Farbcodes zu wechselseitigen Störungen (das “Wegdrücken” bei belegter Frequenz und belebtem Zeitschlitz) kommen.
  4. Das Ziel und die Empfangsgruppen: Eine DMR-Aussendung hat stets ein direktes Ziel (PC) oder ein Gruppenziel (TG). Ein direktes Ziel oder auch Personal Contact oder Private Call (PC) ist die DMR-ID einer anderen Amateurfunkstelle, sodass ein Funkamateur direkt einen anderen Funkamateur anrufen kann. Viele Relais verwenden innerhalb ihres Netzwerkes eine Datenbank, in der aufgezeichnet wird, wo sich das Ziel zuletzt gemeldet hat, sodass der Anruf dann dort zielgerichtet ausgestrahlt wird. Somit sind weltweite Einzelanrufe möglich. In der Regel wird jedoch ein Gruppenziel angerufen. Diese Talkgroups (TG) haben ebenfalls eine DMR-ID, die in den meisten Netzen teilweise hierarchisch aufgebaut sind. So steht im Brandmeister-Netz beispielsweise 262 für einen deutschlandweiten Anruf, 2622 für einen Anruf in Schleswig-Holstein, 26225 für einen Anruf im Cluster AFu-Nord. Daneben gibt es Talkgroups für Interessensgruppen oder weltweite Gruppen wie Europa, DACH, deutschsprachige Stationen etc. pp. Zur Erinnerung: Die Zeitschlitze werden nach Reichweite verwendet. Das heißt, dass TGs wie 91 oder 262 auf TS1 abgehandelt werden, während 2622 und 26225 auf TS2 gehören. Wer nun eine solche Gruppe empfangen möchte, muss diese in der Empfangsliste auf seinem Gerät hinterlegt haben. Empfängt ein DMR-Gerät eine Aussendung, die als Direktanruf an eine andere Station adressiert ist, wird diese ignoriert. Und auch, wenn eine Gruppe adressiert ist, die nicht in der TG-Whitelist steht, wird die Aussendung ignoriert. Einige DMR-Geräte bieten allerdings eine Funktion an, diesen Filter gänzlich abzustellen. Wird auf einer nicht auf dem Gerät in der Empfangsliste eingetragenen TG gesprochen oder wird ein anderer Funkamateur direkt angerufen, sind Frequenz und Zeitschlitz belegt und es kann zu wechselseitigen Störungen kommen.

DMR-Netze

Wenngleich auch DMR-TIER-II ohne Netzwerk begrenzt möglich ist, indem analog zum einfachen FM-Repeater einfach auf der Ausgabe ausgestrahlt wird, was auf der Eingabe empfangen wird, entfaltet DMR seine vielfältigen Möglichkeiten erst dann, wenn hinter dem Relais ein Netzwerk angeschlossen ist. Dies kann via Internet geschehen, wird aber im Amateurfunk gerne via Richtfunkstrecken zwischen exponierten Orten, dem Hamnet realisiert.

Das weltweit größte und funktionsreichste Netzwerk ist wohl das Brandmeister-Netzwerk. Das Brandmeister-Netzwerk ist weltweit verbreitet und ermöglicht u.a. eine sehr bequeme und intuitive Verwendung der Talkgroups, die im Fokus des Konzepts stehen. Ein Relais, das im Brandmeister-Netz teilnimmt, schaltet statisch auf den beiden Zeitschlitzen unterschiedliche TGs auf. Diese sind dann dauerhaft abonniert und Aussendungen irgendwo auf dieser TG werden dann auch lokal entsprechend ausgestrahlt. Zusätzlich können Nutzer vor Ort, dynamische TGs aufschalten, indem sie schlicht eine Aussendung auf dieser TG machen. Die dynamische TG wird dann ab letztem lokal empfangenen Signal eine gewisse Zeit abonniert. So hat z.B. das Kieler Relais DB0IL statisch auf dem Zeitschlitz 1 für überregionale bis weltweite Gespräche die TG 262 für Deutschland statisch gelinkt. Auf dem Zeitschlitz 2 für lokale bis regionale Gespräche sind zudem die TGs 2622 für Schleswig-Holstein und 26225 für AFu-Nord statisch gelinkt. Wird beispielsweise in München auf der TG 262 gesprochen, so wird dies jederzeit in Kiel ausgestrahlt. Möchte ein Nutzer nun gerne 91 für Weltweit hören, muss er auf Zeitschlitz 1 eine kurze Aussendung (Kerchunking) absetzen, damit das Relais TG 91 dynamisch auf TS1 linkt. Und möchte er 26222 für Ostholstein-Nord hören, muss er auf Zeitschlitz 2 eine kurze Aussendung absetzen, damit das Relais TG 26222 dynamisch auf TS2 linkt. Dann werden für eine begrenzte Zeit Aussendungen auf diesen TGs auch in Kiel ausgestrahlt. Dynamisch gelinkte TGs können übrigens durch einen kurzen Ruf an die 4000 wieder vorzeitig deabonniert werden. Möchte man in eine bestimmte TG rufen, dann setzt man einfach die gewünschte TG als Ziel, drückt PTT und spricht – einfacher geht es nicht. Selbiges gilt für Direktkontakte. Auch hier wird einfach die DMR-ID des Ziels direkt gerufen und das Brandmeister-Netz ermittelt im Hintergrund, wo der angerufene Funkamateur zuletzt gehört wurde, und sendet dort dann den Ruf aus. Möchte man nur lokalen Funk über einen Repeater ohne Netzanbindung erreichen, wie man es aus dem FM-Funk gewohnt ist, so muss man die spezielle TG 9 anrufen. Hier wird einfach das eingegangene Signal lokal wieder ausgegeben, ohne in das Brandmeister-Netz zu routen. Eine weitere Besonderheit stellt die TG 8 dar. Dies ist der Relais-spezifische Cluster. Ein Relais sollte Mitglied in einem Cluster aus Relais sein, die einem gemeinsam administrierten Verband angehören. Für die Kieler Relais DB0IL und DM0KIL ist das AFu-Nord. Anstelle der TG 26225 sollte also auf diesen Relais die TG 8 verwendet werden, um die Talkgroup AFu-Nord zu nutzen. Wer die TG 8 an einem beliebigen Relais verwendet, kann also davon ausgehen, dass die Aussendung sinnvoll in eine Talkgroup geroutet wird, die regional operiert und auch einigermaßen frequentiert wird. Wer hingegen aus dem Urlaub heraus die Kieler Funkfreunde erreichen will, sendet in beispielsweise München auf der TG 26225 und seine Aussendung wird in Kiel auf beiden Relais auf TG 8 ausgestrahlt.

Eine weit verbreitete Alternative zu Brandmeister ist das DMR+-Netzwerk. Dieses arbeitet auf Zeitschlitz 1 Talkgroup-orientiert und ist auf Zeitschlitz 2 sehr stark der Bedienweise von D-Star entlehnt und entsprechend unkomfortabel zu verwenden. Hier kann analog zu D-Star (und C4FM) lediglich ein Reflektor aufgetastet werden. Dies geschieht, indem die entsprechende TG des Reflektors angerufen wird. Doch im Gegensatz zu Brandmeister wird dieser Reflektor dann nicht dynamisch als TG gelinkt, falls sie nicht ohnehin schon statisch gelinkt ist, und kann dann parallel zu den anderen gelinkten TGs gearbeitet werden, sondern der Ruf setzt den einen Link, den das Relais unterstützt, auf diesen Reflektor. Auch kann man hier dann nicht mit der TG als Ziel sprechen, sondern muss zum Sprechen dann auf die TG 9 umstellen, die im Brandmeister-Netz für lokale Ausgabe steht. Das Standardprozedere im DMR+-Netz ist ein Anruf auf TS1 in eine TG wie 262. Hier wird dann ein Reflektor ausgehandelt, den man dann auf TS2 linkt. Parallel auf mehreren TGs ist man hier nicht QRV und durch dieses Prozedere ist effektiv lediglich ein Gespräch pro Relais möglich. Im Übrigen werden bei DMR+ auch nicht zwangsweise sämtliche TGs untereinander ausgetauscht wie bei Brandmeister, wo es egal ist, ob man sich mit dem deutschen Master-Server #2 oder dem japanischen Master-Server #1 verbindet. Bei DMR+ sind je nach verbundenen Server unterschiedliche, zueinander inkompatible TGs möglich. Entsprechend existiert auch nicht wirklich eine zentrale Anlaufstelle oder auch nur Website für DMR+. Es ist ein wilder Verband, mal mehr mal weniger miteinander verbundener Server.

Neben Brandmeister und DMR+ sollte vielleicht noch das alte DMR-MARC erwähnt werden. Der Motorola Amateur Radio Club (MARC) hat hier das erste DMR-Netz überhaupt geschaffen. Dieses existiert heute zwar noch, fristet jedoch eher ein Nischendasein.

Neben den bestehenden Netzen gibt es einige frei verfügbare Software, um eigene Server oder gar Netze zu schaffen. Hier können dann ganz im Sinne des Amateurfunks als Experimentalfunk die Möglichkeiten von DMR erforscht werden. Der Funktionsumfang variiert je nach eingesetzter Software von mächtigen Features unter hblink bis zu rudimentären Features unter xlxd (der als Multimode-Reflektor den Fokus nicht gerade auf DMR hat, sondern auf die Vermittlung zwischen unterschiedlichen digitalen Betriebsarten).